In Michael Lentz’ erstem Roman durchquert der Erzähler, beruflich bedingt, Deutschland mit dem Zug. In schonungslos subjektiven Gedankengängen, aggressiv, zärtlich, verletzend, äußert er sich über eine Ehe, die hinter ihm liegt und eine neue Liebe, die ebenfalls zu scheitern droht. Gegenwart und Vergangenheit greifen ineinander, die Außenwelt wird zum Spiegel der Innenwelt und umgekehrt:
„Hinter Leipzig alle Bäume schief gewachsen, eine Schneise, eine Flucht, ein Verlangen nach dir, dann stehst du da, ich drücke dich fest an mich, dieser so vertraute Geruch, die Bewegung meiner Hände, meine Erinnerung, dein Hals, dein Rücken, es ist wie ganz von vorn, mit dieser heftig atmenden Aufgeregtheit, ein wortloses Körperverstehen …“
Das ständige Unterwegssein des Protagonisten, das Nicht-Vereint- Sein- Können, geht einher mit der Sehnsucht als besonderes Lebensgefühl. Ein Motiv aus der Romantik, die das Wandern und Reisen zum Lebensprinzip erhebt. Eine Bahnfahrt also, durch die Seelenlandschaft eines postmodernen Odysseus, dessen Irrfahrten nicht zu Penelope führen, sondern von ihr weg.
Mirko Thiele lebt als freier Schauspieler in Hamburg. Er spielte u.a. am Deutschen Schauspielhaus und am Schauspielhaus Bochum.
Alexandra Schauwienold lebt als freie Schauspielerin, Sängerin und Regisseurin in Hamburg. Regiearbeiten u.a. auf Kampnagel und am FFT Düsseldorf.
